Sie befinden sich hier: Startseite » Mitglieder » KVS-Mitteilungen » 2021 » 01/2021 » Editorial

Das Mögliche tun


Liebe Kolleginnen und Kollegen!

„Haben Sie noch alle? Sind Sie noch ganz dicht?“

So beginnt ein Schreiben an die KV des Hausarztes W. aus N. im Vogtland. Veranlasst sah sich der Autor durch unser Rundschreiben vom 11. Dezember 2020.

Nachdem wir in erstaunlich kurzer Zeit von den Krankenkassen das Okay für eine unkomplizierte Verordnung von Sauerstoffkonzentratoren bekommen hatten, gelang auch kurzfristig die Abstimmung mit namhaften Experten zu einer Therapieempfehlung für COVID-19-Patienten in Pflegeheimen.

Sicher kann man nun fragen: „Was geht das die KV an?“

Auch kann man – was der Kollege auf einer ganzen nachfolgenden Seite getan hat – Gründe und Argumente suchen, warum das alles so nicht geht.

Aber es gibt auch einen anderen Umgang mit der für alle nicht angenehmen Ausnahmesituation.

Eine Kollegin fragte, ob sie denn die Sauerstofftherapie auch ausnahmsweise bei einer in der eigenen Wohnung lebenden COVID-19-Patientin – bei dort vorhandenen optimalen Betreuungsbedingungen – durchführen darf. Es war angenehm zu spüren, dass die Frage aber dann doch hauptsächlich rhetorisch gemeint war.

Genau diesen Pragmatismus wünsche ich mir in der jetzigen Ausnahmesituation.

Es ist schon sehr wohltuend, dass sich auch Kollegen artikulieren, die es eher mit Molière halten, der einschätzte: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

Pars pro toto sei hier ein hausärztlicher Kollege Th. aus Dresden genannt: „an dieser Stelle möchte ich mich kurz für Ihr pragmatisches Handeln insbesondere im Hinblick auf die Versorgung von Pflegeheimpatienten in der Corona-Pandemie bedanken. Der Leitfaden ist eine gute Orientierung und gibt aus meiner Sicht einen Überblick über sinnvolle Maßnahmen bei betagten Patienten in Pflegesituationen …“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

auch wenn die ambulante ärztliche Tätigkeit generell eine gehörige Portion Pragmatismus erfordert, gilt das in der Pandemie um so mehr. Theorie oder Ideologie oder auch der letzte Paragraf müssen derzeit einmal zurückstehen. Vielleicht haben wir aber auch die Chance, nach dem Weckruf der Pandemie zumindest Einiges dauerhaft pragmatischer anzugehen.

In der Hoffnung, dass Sie diese Sichtweise teilen, verbleibe ich
mit freundlichen und kollegialen Grüßen

Ihr Klaus Heckemann