eArztbrief und elektronische Kommunikationsmittel – es geht auch einfach
Seit Januar 2019 gilt die Anschlusspflicht an die Telematikinfrastruktur. Damit steht Ärzten ein Datennetz zur Verfügung, das viele versorgungsrelevante Anwendungen ermöglicht, wie z. B. Befunde digital auszutauschen. Über seine Erfahrungen mit der Nutzung elektronischer Kommunikationsdienste sprachen wir mit Dr. Robert Christiani, Facharzt für Allgemeinmedizin in Chemnitz.
Welche elektronischen Anwendungsmöglichkeiten nutzen Sie in Ihrer Praxis, und seit wann?
In meiner Hausarztpraxis nutze ich seit März 2019 den eArztbrief zur Kommunikation mit Radiologen, Neurologen und Kardiologen. Das funktioniert fast vollständig fehlerfrei. Der größte Vorteil: Das Verfahren ist völlig papierlos und enorm zeitsparend. Der Befund wird digital übermittelt und kann direkt im Praxisverwaltungssystem archiviert werden, das ist praktisch in wenigen Sekunden erledigt.
Wie lange haben die Installation der Komponenten und die Einarbeitung gedauert?
Die Installation erfolgte über meinen Anbieter der Praxissoftware innerhalb nur eines Tages, komplett mit TI-Anbindung, den notwendigen Komponenten und der Einrichtung von KV-Connect. Anschließend erhielt ich eine Einweisung zur Anwendung, so dass ich am nächsten Tag sofort eArztbriefe versenden und empfangen konnte. Damit gab und gibt es kaum Probleme, und falls doch, werden sie über eine Fernwartung behoben. Mehr Probleme bereitet eher die Telematikinfrastruktur, z. B. ein Konnektorausfall.
Was halten Sie von der Einführung des KBV-eigenen Dienstes für die Kommunikation im Medizinwesen (KIM-Übertragungsdienst) kv.dox?
Schade, dass das bestehende System geändert werden soll. Mit KV-Connect habe ich gute Erfahrungen gemacht, und für einen Übergangszeitraum kann es immerhin weiter verwendet werden. Mit kv.dox soll vermutlich höheren Sicherheitsstandards Rechnung getragen werden. Ich habe aber mit dem bestehenden System durchaus ein gutes Gefühl, auch was die Sicherheit betrifft. Es wird für die Systemanbieter eine Herausforderung, in kurzer Zeit – also bis zum Jahresende 2020 – Änderungen in bestehenden Systeme einzupflegen sowie neue Systeme zu installieren, denn es sind sowohl hard- als auch softwareseitige Änderungen für den neuen KIM-Dienst erforderlich. Hier stellt sich mir schon die Frage: Warum kann man die neue Pflichtanwendung ab Januar 2021, wie die Übertragung der eAU an die Krankenkassen, nicht mit KV-Connect bewerkstelligen?
Ist die Vergütung für elektronische Anwendungen aus Ihrer Sicht angemessen?
Die Vergütung ist in Ordnung, und seit Juli 2020 wurde sie z. B. für den eArztbrief erhöht. Aber aus meiner Sicht ist dies keine Motivation, auf elektronische Kommunikationswege umzusteigen. Eine hohe Motivation ergibt sich eher durch den zeitlichen Aspekt: Es sind keine Handgriffe nötig, um Dokumente auszudrucken, einzuscannen oder versandfertig zu machen. Damit wird neben Papier und Porto vor allem Zeit eingespart, die den Patienten zugutekommen kann. Daraus folgt eine logische Konsequenz: Digitale Lösungen sind zeitgemäß.
Was halten Sie von TI-Verweigerern?
Ich möchte hier niemanden kritisieren. Es ist sicher auch eine Generationsfrage. Ich verstehe es, wenn sich Kolleginnen und Kollegen, die über 65 Jahre alt sind, überlegen, ob sie noch in die TI-Einrichtung investieren sollen und sich möglicherweise sträuben. Für prinzipielle Verweigerer habe ich jedoch kein Verständnis.
Haben Sie eine Empfehlung für Ihre Kolleginnen und Kollegen?
Ich habe zwei Empfehlungen: Zum ersten sollte man so schnell es geht seinen IT-Dienstleister kontaktieren. Er kann die Einrichtung neuer Komponenten und die Einweisung voraussichtlich innerhalb nur eines Tages durchführen, dann ist alles anwendungsbereit und man kann starten. Einfacher geht es nicht! Des Weiteren möchte ich den Kolleginnen und Kollegen, wenn sie den Arztbrief nutzen, empfehlen, es in ihrer Praxisorganisation so einzurichten, dass der Empfang des eArztbriefes nur von einem Arzt bestätigt wird, da ansonsten die Gefahr besteht, dass Befunde vom Arzt ungesehen im Orkus der EDV verschwinden.
– Öffentlichkeitsarbeit/pfl –