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KBV-Vorstand warnt vor Einsparungen im Gesundheitssektor – Hohe Zufriedenheit mit der ambulanten Versorgung

Vor finanziellen Kürzungen im Gesundheitssektor infolge der Corona-Krise hat der Vorstand der KBV eindringlich gewarnt. Wenn es zu Sparmaßnahmen komme, sei dieser Bereich der letzte, wo der Rotstift angesetzt werden dürfe, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.

Wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitssystem sei, zeige sich gegenwärtig. Es habe Schlimmeres verhindert und Deutschland Bilder wie in Italien erspart, führte Gassen aus. In kaum einem anderen Land seien die Bürger beispielsweise so früh und zahlreich auf das Virus getestet worden, ohne dafür privat zahlen zu müssen.

Dass es zu keiner „Überflutung“ in der stationären Versorgung gekommen sei, sei ein Verdienst der Vertragsärzte, betonte Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender. Inzwischen gebe es ein regional organisiertes Monitoring, sodass COVID-19-Patienten zu Hause engmaschig betreut werden könnten.

Rückkehr in die Regelversorgung

Hofmeister appellierte an die Patienten, wieder in die Praxen zu kommen. Dabei wies er beispielhaft auf die hohe Zahl an psychischen Erkrankungen hin, die sich im Kontext der Corona-Krise weiter erhöhen könnte. Auch Gassen mahnte, in den Regelbetrieb zurückzukehren. „Wir können die aufgebauten Versorgungsstrukturen schnell reaktivieren, sollte es zu einer zweiten Corona-Welle kommen.“

Keine überzogenen Maßnahmen

Gassen warnte vor überzogenen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus. Weitere Einschränkungen der Grundrechte der Bürger müsse die Politik gut begründen. „Wir dürfen das nicht überziehen und müssen gleichzeitig dafür sorgen, dass es keinen unkontrollierten Ausbruch des Virus gibt“, sagte er.
Der KBV-Chef sprach sich dafür aus, bei der Beurteilung des aktuellen Infektionsgeschehens auch lokale und regionale Gegebenheiten einzubeziehen wie das Alter der Einwohner oder die medizinischen und intensivmedizinischen Kapazitäten. Eine pauschale Vorgabe für Lockerungsmaßnahmen beziehungsweise deren Rücknahme würde die Landkreise und Städte sehr schnell an ihre Belastungsgrenze bringen, erläuterte Gassen.

Zu dem vom Berliner Senat verabschiedeten Ampelsystem sagte er, „es ist richtig, sich von starren Zahlen zu verabschieden.“ Gassen verwies außerdem auf ein Papier des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung, das geeignete Maßzahlen für ein Pandemie-Management enthält.

Hohe Zufriedenheit bei den Patienten

Wie die Patienten die aktuelle Versorgungssituation einschätzen, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Online-Befragung, die die KBV bei rund 2.500 Bürgern vergangene Woche durchgeführt hat. Sie verdeutlichen, dass die Ärzte auch in diesen Zeiten verlässliche Ansprechpartner für die Patienten seien, wie Hofmeister betonte.

Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie mit der Arbeit der von ihnen aufgesuchten Ärzte während der Corona-Pandemie sehr zufrieden oder eher zufrieden waren. Nur knapp acht Prozent waren unzufrieden. Jeder Dritte äußerte sich nicht, da er vermutlich in den vergangenen Wochen keinen Arzt konsultiert hat.

Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie sich bei ersten Anzeichen einer Corona-Virusinfektion zuerst an ihren Hausarzt wenden würden. Fast zwei Dritteln ist bewusst, dass Ärzte und ihre Medizinischen Fachangestellten sich bei ihrer Arbeit einem erhöhten Infektionsrisiko aussetzen. Das Problem der fehlenden Schutzausrüstung ist einem Großteil der Befragten bekannt.

Dass die Niedergelassenen die Krankenhäuser entlasten, nimmt allerdings nur jeder Dritte wahr. Besondere Angebote wie die Videosprechstunde sind kaum bekannt.

                                                                                                           – Information der KBV –

cocos-Initiative zur Interoperabilität Covid-bezogener Daten gestartet

Führende Akteure des Gesundheitswesens haben sich in den vergangenen Wochen zur cocos-Initiative (Corona Component Standards) zusammengeschlossen. Ziel der Initiative ist es, einheitliche Datenformate und Standards zur Interoperabilität für Covid-bezogene Daten und deren Zusammenführung zu etablieren.

Während der Corona-Pandemie, die unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellt, entstehen in der Wissenschafts-, Tech- und Start-up-Szene im Moment unabhängig voneinander vielfältige Lösungen zur Erforschung von und zum Umgang mit Covid-19. Die cocos-Initiative will darauf hinwirken, dass die vielen kreativen und guten Ansätze zusammenfinden und damit besser wirksam werden.

Initiiert von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, dem health innovation hub des Bundesministeriums für Gesundheit und Health Level 7 (HL7) Deutschland sind das Robert Koch-Institut, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zusammen mit dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information, die Medizininformatik-Initiative, das Netzwerk Universitätsmedizin und der Bundesverband Gesundheits-IT als aktive Mitstreiter der Modellinitiative dazugekommen. Die Zahl der unterstützenden Organisationen dieser Leuchtturmkooperation wie die gematik, IHE Deutschland, das Interoperabilitätsforum u. a. wächst weiter.

Ziel der cocos-Initiative ist es, einheitliche Datenformate und Standards zur Interoperabilität für Covid-bezogene Daten und deren Zusammenführung zu etablieren und damit Anwendern, Entwicklern und Forschern eine Grundlage zu bieten auf der sie gemeinsam und interoperabel aufsetzen können.

Über die Plattform cocos.team können bereits erarbeitete Empfehlungen von Standards eingesehen und neue Standards vorgeschlagen werden, die für die Entwicklung von Lösungen gegen Corona genutzt werden können und ein Zusammenführen von Daten unter anderem zu Forschungszwecken erleichtern. Zu den ersten über cocos verfügbaren Definitionen zählen unter anderem die Basisprofile der KBV, Module des Kerndatensatzes der Medizininformatik-Initiative sowie Covid-spezifische Angaben z. B. aus GECCO bzw. FHIR-Ressourcen von HL7 Deutschland und die Profile des RKI für die elektronische SARS-CoV-2-Erregernachweismeldung, weitere Definitionen werden folgen.

                                                                                           – Information der KBV –

Prävention von Kindesmissbrauch: Neue Online-Fortbildungen für Ärzte und Psychotherapeuten

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung baut ihr E-Learning-Angebot zum Thema Kinderschutz weiter aus. Ab sofort stehen im Fortbildungsportal zwei neue Module zur Verfügung, die Ärzte und Psychotherapeuten dabei unterstützen sollen, Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt zu schützen und bei Verdachtsfällen richtig zu reagieren.

Dies ist gerade auch während der Corona-Krise von großer Bedeutung, in der Familien sehr viel Zeit auf engem Raum miteinander verbringen. Diese Situation kann zu Konflikten und Gewalt führen. Für Kinder steigt das Risiko, misshandelt und missbraucht zu werden.

Umgang mit Kindesmisshandlung als Schwerpunkt

Beide Online-Fortbildungen haben den Umgang mit Verdacht auf Kindesmisshandlung zum Schwerpunkt. Dabei greift eins der Fortbildungsangebote die Grundlagen auf: Es bietet unter anderem Informationen über Risikofaktoren für wiederholte Misshandlung und Vernachlässigung, über den rechtlichen Rahmen und über Netzwerkpartner im Kinderschutz, wie Jugendämter und Kinderschutzambulanzen.

Darüber hinaus werden die diversen Folgen von Kindesmisshandlung dargestellt: So haben Betroffene ein lebenslang erhöhtes Risiko für zahlreiche psychische und somatische Erkrankungen.

Praxisbeispiele und Handlungsempfehlungen

Die zweite Fortbildung vertieft die Inhalte. Sie geht ausführlich auf verschiedene Formen von Misshandlung – körperliche Misshandlung, sexueller Missbrauch, emotionale Misshandlung und Vernachlässigung – ein. Anhand von Praxisbeispielen werden die unterschiedlichen Formen umfassend beleuchtet und Handlungsempfehlungen gegeben.

Zertifiziert mit 3 CME-Punkten

Beide Fortbildungen sind mit jeweils 3 CME-Punkten zertifiziert und stehen Ärzten und Psychotherapeuten im Fortbildungsportal der KBV zur Verfügung. Sie wurden von Prof. Dr. Jörg M. Fegert, ärztlicher Direktor der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Ulm, gemeinsam mit der KBV entwickelt.
Die KBV engagiert sich seit langem bei der Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder. Um dem Wunsch von Ärzten und Psychotherapeuten nach niederschwellig zugängigen, auf die Gegebenheiten der Praxis zugeschnittenen Fortbildungs-Möglichkeiten nachzukommen, hat die KBV ein eigens auf den ambulanten Gesundheitsbereich zugeschnittenes E-Learning-Angebot zum Thema Kinderschutz geschaffen. Die erste Fortbildung zum Thema Schutzkonzepte ging Ende 2019 online.

Informationen:
www.kbv.de > Service > Ambulante Leistungen > Interventionen bei Gewalt

                                                                         – Informationen der KBV –