Bedrückend: Gewalt in Praxen alltäglich
Trends der Ärztebefragung zeigen, dass es statistisch betrachtet täglich zu mindestens 75 Fällen von körperlicher Gewalt gegen niedergelassene Mediziner und ihre Praxisteams kommt.
Erstmals ist der Ärztemonitor, die deutschlandweit größte Befragung von Niedergelassenen, der Frage nachgegangen, welche Rolle Gewalt im täglichen Behandlungsalltag spielt. Erste Trends nach Auswertung von über 7.000 Befragten liegen vor. Mit schon jetzt alarmierenden Ergebnissen: Pro Arbeitstag kommt es demnach in deutschen Arztpraxen 75 Mal zu körperlicher Gewalt. Jeder vierte an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmende Arzt hat in seinem Berufsleben schon Erfahrung mit körperlicher Gewalt seitens der Patienten gemacht.
Weitaus höher sind die Vorkommnisse von verbaler Gewalt. Mit bundesweit 2.870 Fällen täglich haben sie vier von zehn Ärzten schon erlebt. Laut der Befragung nimmt verbale Gewalt zu, je größer die Praxis ist, während körperliche Gewalt zunimmt, je kleiner die Praxis ist. Zur Anzeige bringen die Ärzte etwa jeden vierten tätlichen Angriff.
„In unserer Gesellschaft werden zunehmend Grenzen des Respekts und des Anstands überschritten. Das zeigt sich auch in der tagtäglichen Gewalt, denen niedergelassene Ärzte und Medizinische Fachangestellte in den Praxen ausgesetzt sind.“, erklärte dazu Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). „Gewalt ist längst Alltag in unseren Praxen. Und es wird immer schlimmer. Die allgemeine Verrohung und ein immer höheres Anspruchsdenken sind die Ursache dafür“, stellt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bundes, Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, fest.
Beide forderten die Politik auf, die ambulant und stationär tätigen Ärztinnen und Ärzte in den neuen Straftatbestand „Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte (§ 114 StGB)“ mit aufzunehmen. Das 52. Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften ist am 30. Mai vergangenen Jahres in Kraft getreten. Durch die jüngste Änderung des Gesetzes Ende April haben tätliche Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter ein höheres Strafmaß erhalten. Ärzte und ihr medizinisches Personal wurden dabei nicht berücksichtigt.
Der Ärztemonitor ist die deutschlandweit größte Befragung ambulant tätiger Ärzte und Psychotherapeuten, die die KBV und der NAV-Virchow-Bund alle zwei Jahre in Auftrag geben. Das Institut für angewandte Sozialwissenschaften (infas) hat seit Februar rund 11.000 Niedergelassene telefonisch zu ihrer Arbeitssituation befragt. Pro Jahr gibt es rund eine Milliarde Arzt-Patienten-Kontakte und über 600 Millionen Behandlungsfälle im Rahmen der ambulanten Versorgung in den Praxen der Niedergelassenen.
– Information der KBV/ÖA/pfl –
Aufbau eines Tumornetzwerkes in Nordwestsachsen
Ministerin Klepsch überreicht EFRE-Förderbescheid für Telemedizin-Projekt am Klinikum St. Georg in Leipzig.
Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch hat am 24. Mai 2018 in Leipzig einen Förderbescheid in Höhe von über 1,7 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) an die Geschäftsführerin des Klinikums St. Georg, Dr. Iris Minde, überreicht. Gefördert wird die telematische Vernetzung des Klinikums St. Georg als Schwerpunktversorger mit Krankenhäusern sowie Haus- und Fachärzten in Nordwestsachsen, um damit Patienten mit Tumorverdachtsdiagnosen zu behandeln.
Standortunabhängigkeit
„Mit dem Beschluss des Deutschen Ärztetages Mitte Mai zum Fernbehandlungsverbot ist wieder einmal deutlich geworden: Telemedizin ist ein Thema, das uns in der Zukunft immer stärker beschäftigen wird. Umso mehr freue ich mich, dass wir im Freistaat schon auf dem Weg sind und ich Ihnen heute diesen Förderbescheid überreichen kann. Denn damit erreichen wir für unsere Bürgerinnen und Bürger eine bessere Gesundheitsversorgung“, sagte die Ministerin. „Die Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten in einer Tumorkonferenz ermöglicht die bestmögliche und direkt auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Behandlungsplanung – und zwar ganz unabhängig vom Standort der teilnehmenden Mediziner. Das ist ein deutlicher Fortschritt für die Patientinnen und Patienten“, so die Ministerin weiter.
Teilnahme für ambulante Praxen
In Sachsen wird jährlich bei rund 29.000 Menschen eine Krebserkrankung diagnostiziert – für die Betroffenen eine Information, die große Angst und Unsicherheit mit sich bringt. Die sächsischen Kliniken können mit der Telemedizin einen weiteren wichtigen Baustein bei der Behandlung setzen. Als Ausgangsbasis für dieses Projekt dient die in Ostsachsen erprobte Standardplattform vom CCS-Telehealth. Die inhaltliche Entwicklung der telemedizinischen Anwendungen und deren Softwareumsetzung sind wichtige Projektbestandteile. Ambulante Arztpraxen und Partnerkrankenhäuser erhalten die Möglichkeit, ihre Patienten in der Tumorkonferenz anzumelden, Befunddokumente hochzuladen sowie die Fragestellung einzugeben. Im weiteren Verlauf besteht für Ärzte die Möglichkeit, per Videoübertragung an der Tumorkonferenz teilzunehmen. Hierdurch wird die Teilnahme an der Konferenz standortunabhängig ermöglicht.
– Information des Sächsischen Sozialministeriums/ÖA/pfl –