Engagierter Kampf gegen AIDS – Auszeichnung für Dr. Andreas Jenke
Mit Dr. Andreas Jenke wurde ein Dresdner Arzt geehrt, der sich stark für die HIV-Prävention einsetzt. In seiner internistischen Hausarztpraxis bietet er ein umfassendes ambulantes Angebot für Menschen mit HIV und AIDS.
Anlässlich des Welt-AIDS-Tages zeichnet das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz jedes Jahr besonders verdienstvolle Persönlichkeiten aus, die mit ihrem Engagement Herausragendes im Kampf gegen HIV und AIDS leisten. „Dr. Andreas Jenke organisiert für seine Patienten vor allem unkomplizierte Zugangswege, ist offen für ihre Probleme, Sorgen und Nöte, arbeitet lösungsorientiert mit der AIDS-Hilfe Dresden und anderen Partnern zum Wohle seiner Patienten zusammen“, würdigte Staatsministerin Barbara Klepsch das herausragende Engagement des Mediziners. Mit seinem Einsatz und seinen Ideen gestaltet der 47-Jährige die Präventions- und Versorgungslandschaft in Sachsen aktiv mit. Dafür erhielt er die AIDS-Ehrenmedaille 2017.
Die Redaktion der KVS-Mitteilungen bat ihn aus diesem Grund um ein Interview.
Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung, Herr Dr. Jenke! Was bedeutet Ihnen diese Würdigung Ihrer Arbeit?
Ich war sehr überrascht. Mir selbst kommt es so vor, als stünde ich noch am Anfang meiner Arbeit auf diesem Gebiet. Schließlich gibt es sehr viele, die sich seit Jahrzehnten engagieren, auch als es noch keine so guten Therapiemöglichkeiten gab. Es wurde eine Menge Aufklärungsarbeit geleistet. So eine Auszeichnung ist zugleich Ansporn und Bestätigung, dass man auf dem richtigen Weg ist.
Gab es ein Schlüsselerlebnis für Sie, weshalb Sie sich zunehmend HIV-Patienten gewidmet haben?
Es hat sich auf Nachfrage entwickelt. Meine 2007 gegründete Praxis in Dresden war noch sehr neu, da wurden vielfach Fragen von Patienten an mich herangetragen, ob ich als Hausarzt und Internist auch diesen speziellen Fachbereich mitbehandeln könnte. Offenbar gab es diese Kombination in Dresden noch nicht. Mit der Unterstützung von Berliner Kollegen und der Akademie für Infektionsmedizin sammelte ich zusätzliche Erfahrungen auf dem Gebiet der Infektiologie. Um den hohen Qualitätsstandard sicherzustellen, musste ich noch eine besondere Genehmigung zur Behandlung von HIV-Patienten beantragen.
Diese erhielten Sie 2013 als erster niedergelassener Arzt in Dresden. Wie hat sich seither die medizinische Arbeit für Sie verändert?
Manchmal ist es so, dass es einen auf dem einmal beschrittenen Weg regelrecht nach vorn zieht. Nach meiner Fortbildung und erfolgreichen Zertifizierung als Infektiologe bei der DGI konnte ich gemeinsam mit meinem Team das Angebot für unsere Patienten erweitern. Die HIV-Behandlung war bisher Spezialpraxen vorbehalten, und es war sonnenklar: Wer diese aufsuchte, hatte eine HIV-Infektion. Viele meiner Patienten hatten zuvor weite Wege, zum Beispiel nach Berlin, auf sich genommen, um sich ein wenig Anonymität zu bewahren. Seit 2013 können wir diesen Patienten eine Alternative in Dresden bieten. Ungefähr 200 Betroffene aus Dresden und der Umgebung haben unser Angebot inzwischen in Anspruch genommen. Mit einem so großen Zuspruch hatte ich nicht gerechnet. Im letzten Jahr haben wir unser Team auch deshalb deutlich erweitert. Heute sind fünf Ärzte in unserer Hausarztpraxis tätig.
Was sagen Ihre Patienten, wenn sie gemeinsam im Wartezimmer Platz nehmen?
Ehrlich gesagt, hat sich diese Frage noch nie gestellt. Schließlich ist es ganz normal, dass in einer Hausarztpraxis Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen nebeneinander im Wartezimmer sitzen. Dennoch sind HIV und AIDS nach wie vor mit einer Stigmatisierung verbunden. Die Ängste und Vorurteile sind in unserer Gesellschaft tief verwurzelt. Patienten müssen sich unverändert sehr gut überlegen, wem sie von ihrer Erkrankung erzählen. Auch heutzutage kommt es noch vor, dass Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, nachdem ihre HIV-Infektion bekannt wurde.
Wie können Sie beeinflussen, dass diese Vorurteile abgebaut werden?
Hier hilft nur Aufklärung. Auch deshalb arbeite ich eng mit dem Aids-Hilfe Dresden e. V. zusammen und biete meine Unterstützung an. Ich engagiere mich in gemeinsamen Mitgliederprojekten und bin schneller Ansprechpartner bei Problemen. Der „kurze Draht“ zu den Klienten hat sich schon vielfach bewährt. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, das Fortbildungsangebot für Ärztinnen und Ärzte zu erweitern. Als Vorstand des Arbeitskreises Infektiologie freue ich mich, dass wir uns dieses Ziel auf die Fahnen geschrieben haben. Das große Interesse am 8. Mitteldeutschen Infektiologie-Update letztes Jahr in Dresden bestätigt uns auf diesem Weg.
Zwischen 2.400 und 2.900 HIV-Infizierte leben in Sachsen, schätzt das Robert Koch-Institut. Im letzten Jahr gab es einen kleinen Rückgang der Neuinfektionen. Ein Trend?
Ich würde mich freuen, wenn wir auch zukünftig einen stabilen Rückgang der Neuinfektionen verzeichnen könnten. Aus meiner Sicht ist es aber zu früh, von einer Trendwende zu sprechen. Hier liegt noch viel Präventionsarbeit vor uns. Zum Glück ist die Infektion heute kein Todesurteil mehr. Es gibt Medikamente, die ein normales Leben ermöglichen. Unter der Therapie finden sich keine Viren mehr im Blut. Eine Übertragung der Infektion wird damit effektiv verhindert. HIV-Infizierte können gesunde Kinder bekommen. Darüber hinaus steht uns auch eine medikamentöse Prophylaxe, kurz PrEP genannt, zur Verfügung, mit der sich HIV-negative Menschen vor einer Infektion schützen können. Ein weiterer Rückgang der Neuinfektionen wird nicht zuletzt von einem effektiven Einsatz dieser Prophylaxe-Maßnahme abhängen. Doch in der Praxis scheitert die Anwendung häufig an der fehlenden Kostenerstattung durch die Krankenkassen. Dabei zeigen Untersuchungen, dass sich eine Kostenübernahme der PrEP positiv auswirken wird und unter dem Strich sogar Geld gespart werden kann. Die PrEP kann ein wesentlicher Baustein der Präventionsarbeit werden. Wir müssen sie nur richtig einsetzen.
Vielen Dank für das Gespräch!
– Öffentlichkeitsarbeit / pfl –