„Freiberuflichkeit muss das prägende Element ärztlichen Handelns sein und bleiben“
„Zutiefst erschrocken“ zeigt sich der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen angesichts vorab veröffentlichter Studienergebnisse. Diese zeigen, dass in manchen Krankenhäusern der Druck auf Ärzte groß ist, therapeutische Entscheidungen nach ökonomischen Kriterien zu treffen.
Weiter erklärte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Düsseldorf anlässlich des 40. Deutschen Krankenhaustages: „Die Freiberuflichkeit ist das prägende Element des ärztlichen Berufsstandes. Sie ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern heute wichtiger denn je.“ Das beweise einmal mehr die Studie von Karl-Heinz Wehkamp vom Socium Forschungszentrum der Universität Bremen und seinem Berliner Kollegen Heinz Naegler.
„Es alarmiert mich zu lesen, dass Krankenhauspatienten nicht selten aus rein wirtschaftlichen Gründen operiert werden. Wir haben hervorragende Krankenhausärzte in Deutschland, doch Ökonomen und Verwalter mischen sich in manchen Häusern offenbar zu stark in das medizinische Geschehen ein und üben Druck aus. Das ist auch ein Beleg dafür, dass einige Krankenhäuser am finanziellen Tropf hängen. Offenbar müssen in manchen Häusern Behandlungsfälle kreiert werden, um leerstehende Betten zu füllen. Vermeidbare stationäre Notaufnahmen in Krankenhäusern kosten das Gesundheitssystem jährlich Milliarden Euro.“
Der KBV-Chef verwies auf eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie des IGES-Instituts im Auftrag des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Laut dieser Studie summieren sich die Kosten für die Aufnahme und die stationäre Behandlung von Menschen, denen ein niedergelassener Arzt gut hätte helfen können, auf knapp 4,8 Milliarden Euro jährlich.
Gassen forderte die Politik auf, nicht um jeden Preis und auf Kosten der Versorgungsqualität der Patienten an der Existenz aller Krankenhausbetten festzuhalten. „Ein Viertel der Krankenhausbetten kann nach Ansicht des Vorsitzenden des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen abgebaut werden, ohne dass sich die Qualität der medizinischen Versorgung verschlechtern würde“, erläuterte Gassen. Zum Hintergrund: Der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Prof. Ferdinand M. Gerlach, hatte sich dazu jüngst in einem Interview der Saarbrücker Zeitung geäußert.
Weiter sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende: „Ich bin kein Freund von Schließungsdiskussionen. Es geht uns nicht um die Schließung von Häusern, sondern um den Abbau überflüssiger Bettenkapazitäten mit dem Ziel, die Versorgung der Patienten am betreffenden Standort bedarfsgerecht umzugestalten und damit gleichzeitig zu verbessern. So wollen wir die Versorgung der Bevölkerung in der Fläche erhalten. Sicherung durch Wandel lautet unser Motto.
Dazu gehört auch die sinnvolle Nutzung knapper ärztlicher und pflegerischer Ressourcen. Deshalb arbeiten wir ja beispielsweise mit dem Marburger Bund zusammen, um gemeinsam Ideen für eine Zusammenarbeit von Not- und Bereitschaftsdienst zu entwickeln und die Patienten zu unterstützen, die für sie richtige Anlaufstelle zu finden. Wir müssen alle raus aus gewohnten Ecken. Ich würde mir wünschen, dass sich auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft hier bewegt, anstatt stur die eigenen Pfründe zu verteidigen.“
Weitere Informationen
www.socium.uni-bremen.de
www.zi.de
– Pressemitteilung der KBV vom 14. November 2017 –
Die digitale Labordatenkommunikation macht Fortschritte
Am 21. und 22. November fand in Berlin der 2. Interoperabilitätsworkshop Labordatenkommunikation statt. Passende Software sorgt für schnelle und sichere Kommunikation zwischen Ärzten und Laboren.
„Bei diesem Interoperabilitätsworkshop haben die beteiligten Unternehmen bewiesen, dass sie die elektronische Labordatenkommunikation via KV-Connect mittels „Digitaler Muster“ und „LDT 3 Befund oder Auftrag“ technisch korrekt umgesetzt haben“, erklärt Sebastian Zilch, Geschäftsführer des Bundesverband Gesundheits-IT e. V.
„In Zeiten der Digitalisierung werden zwischen Laboren und Ärzten Laboraufträge und Befunde in vielen Fällen immer noch zu häufig auf fehleranfälligen Wegen und nicht standardisiert ausgetauscht – oder per Papier“, berichtet Dr. Florian Fuhrmann, Geschäftsführer der KV Telematik GmbH. Er betonte, dass die mit KV-Connect arbeitenden Ärzte nun mit ihrer Software die Beauftragungen von Laborleistungen vollelektronisch an die Labore versenden und Befunde auch elektronisch von den Laboren erhalten.
Der 1. Vorsitzende des ALM e. V. und Vorsitzender der Sektion Niedergelassene Laborärzte im BDL, Dr. Michael Müller, fügte hinzu „In diesem Jahr ist die digitale Labordatenkommunikation ein ganzes Stück vorangekommen: bessere Datenübertragung, umfassendere Dateninhalte, Standardisierung via KV-Connect und mehr schnelle und sichere Kommunikation zwischen Ärzten und Laboren.“
Die Anbieter von Software für Ärzte und Labore bewiesen in den zwei Tagen, dass sie Labordaten bzw. Digitale Muster elektronisch, sicher, schnell und interoperabel austauschen. „Als Anbieter von Laborinformationssoftware ist es für uns ein wichtiges Ziel, standardisierte Kommunikation, LDT 3 und DiMus10, via KV-Connect mit unserem Produkt CGM VT zu ermöglichen,“ sagt Jörg Bertels, Leiter Kommunikation von CGM LAB International GmbH und betont, „damit können unsere Kunden mit uns den ersten großen Schritt in das Zeitalter der sicheren Kommunikation gehen.“
Serviceportal für Ärzte und Psychotherapeuten
www.ehealth-für-meine-praxis.de
– Pressemitteilung der KV Telematik vom 23. November 2017 –
Frist wegen fehlender Technik bis Dezember 2018 verlängert
Der Bundesrat hat im November die Fristverlängerung für die Einführung des Versichertenstammdatenmanagements beschlossen.
Damit muss der Onlinedatenabgleich erst ab dem 1. Januar 2019 durchgeführt werden – ein halbes Jahr später als geplant. Die Fristverlängerung war notwendig geworden, da die erforderlichen Komponenten wie Konnektor und Kartenterminal bislang noch nicht zur Verfügung standen. Mit der Verlängerung um ein halbes Jahr bis zum 31. Dezember 2018 wird den Ärzten und Einrichtungen eine Übergangsfrist zugestanden, um die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) zu bewerkstelligen. Der Anschluss ist erforderlich, damit Praxen die Daten des Versicherten auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) abgleichen und aktualisieren können. Nach dem E-Health-Gesetz ist der Onlinedatenabgleich Pflicht. Sollte er nicht durchgeführt werden, drohen Vergütungskürzungen von pauschal einem Prozent, bis die Prüfung durchgeführt wird.
Nach wie vor rät Ihnen die KV Sachsen, vorerst abzuwarten.
Weitere Informationen
www.kvsachsen.de > Mitglieder > Telematikinfrastruktur
– Öffentlichkeitsarbeit/sp –
KBV-Vorstandsvorsitzender spricht sich für ein Ende der Budgetierung aus
„Budgetierung beenden, um hervorragende ambulante Versorgung zukunftsfest zu gestalten“, Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, appellierte in einer Erklärung in Berlin an die künftigen Koalitionspartner, in ihren Beratungen die Abschaffung der Budgetierung ärztlicher Leistungen zu berücksichtigen. „Das deutsche Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen. Unsere Gesellschaft wandelt sich. Die Nachfrage nach medizinischen Leistungen wird steigen. Wir können dank der hervorragenden Arbeit der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten versorgen – jetzt und in Zukunft. Aber was heute schon sehr schwierig ist, wird in absehbarer Zeit so nicht mehr gehen: Unbegrenzte Leistungen für begrenztes Geld zu erbringen.“
Der KBV-Chef erläuterte: „Wir müssen die medizinische Versorgung auch für künftige Generationen sicherstellen. Dies kann nur gelingen, wenn medizinische Leistungen zu festen Preisen ohne fremde Mengensteuerung vergütet werden.“ Zum Hintergrund: Die niedergelassenen Ärzte erbringen aktuell jede zehnte Leistung kostenlos. Gleichzeitig werden immer mehr Leistungen ambulant erbracht. Experten sprechen von einer „Ambulantisierung“ der Medizin.
„Wir brauchen ein Umdenken in der Politik und die Bereitschaft, das enge Korsett der Budgetierung abzustreifen“, sagte Gassen.
– Pressemitteilung der KBV vom 10. November 2017 –
Ärzteschaft zu erhöhter Innovationsbereitschaft aufgefordert
Die rasant fortschreitende Digitalisierung solle zum Nutzen von Ärzten und Patienten optimal eingesetzt und die Zusammenarbeit mit den Partnern in neuen Gesundheitsberufen qualitativ hochwertig organisiert werden.
Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, hat Ärztinnen und Ärzte zu mehr Selbstbewusstsein mit Blick auf ihre künftige Rolle im Gesundheitswesen aufgerufen und zugleich vor unbegründeten Verlustängsten gewarnt. Weder die fortschreitende Digitalisierung noch die Implementierung neuer Gesundheitsberufe werde etwas an der zentralen Rolle des Arztes mit Blick auf Anamnese, Diagnose und Therapie ändern, betonte Reinhardt auf der Hauptversammlung Ende November in Berlin. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sich die Ärzteschaft verstärkt mit eigenen Konzepten und in kritisch-konstruktivem Dialog mit Politik, Selbstverwaltung und Kostenträgern den Herausforderungen der Zukunft stelle. „Hier ist ein noch höheres Maß an Innovationswillen der Ärzteschaft erforderlich“, sagte Reinhardt.
Er appellierte an seine Kolleginnen und Kollegen, sich „fit zu machen für die Zukunft“. Dabei sei unter anderem auch die Frage zu beantworten, in welchen Strukturen Ärztinnen und Ärzte – vor allem mit Blick auf eine intelligente Verzahnung der unterschiedlichen Versorgungsebenen – in Zukunft arbeiten wollten und könnten. Von zentraler Bedeutung sei es daneben, die rasant fortschreitende Digitalisierung zum Nutzen von Ärzten und Patienten optimal einzusetzen und die Zusammenarbeit mit den Partnern in neuen Gesundheitsberufen so zu organisieren, dass die Qualität der Versorgung weiterhin in vollem Maße gewährleistet sei. Reinhardt: „Diese Fragen müsse vor allem unter der Prämisse beantwortet werden, dass sie nicht in erster Linie unter dem Aspekt der Kostenreduzierung diskutiert werde“.
Zum Abschluss der Hauptversammlung standen Vorstandswahlen auf der Tagesordnung. An der Spitze des siebenköpfigen Gremiums steht weiterhin Dr. Klaus Reinhardt. Die Delegierten der Hauptversammlung bestätigten den 57-Jährigen Hausarzt aus Bielefeld im Amt. Zum neuen Stellvertreter wurde Dr. Stefan Schröter, Klinikarzt aus Nordrhein, gewählt – bereits bisher Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes. Neben Klaus Rinkel aus Ulm und Dr. Thomas Lipp aus Leipzig, wurden Wolfgang Gradel aus Passau, Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat aus Hannover und Theodor Uden, ebenfalls aus Hannover, neu in den Vorstand gewählt.
Weitere Informationen
www.hartmannbund.de > Resolutionen
– Pressemitteilung des Hartmannbundes vom 23. November 2017 –
Investitionsprogramm „Barrierefreies Bauen 2018“
Das Sächsische Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz (SMS) fördert mit dem Investitionsprogramm „Barrierefreies Bauen 2018“ sogenannte „Lieblingsplätze für alle“. Mit den Fördermitteln sollen Menschen mit Behinderungen einen gleichberechtigten Zugang zu öffentlich zugänglichen Einrichtungen, Diensten und Angeboten erhalten – insbesondere im Gesundheits-, Kultur-, Freizeit- und Bildungsbereich.
Das Förderprogramm hat 2018 ein Volumen von 2,5 Millionen Euro. Welche Ideen gefördert werden können und welche nicht, wie die Antragstellung funktioniert und welche Beispiele es aus den letzten Förderperioden gibt – darunter z. B. die Schaffung eines barrierefreien Zugangs zur Apotheke sowie zum Ärztehaus am Wilhelm-Külz-Platz in Chemnitz – erläutert ein Flyer des SMS. Die Landkreise und kreisfreien Städten entscheiden über die konkrete Fördermittelvergabe. Nutzen Sie die Möglichkeiten und fragen Sie bei Ihrem zuständigen Ansprechpartner nach der Bewerbungsfrist. Diese kann variieren von Ende 2017 bis Anfang 2018.
Weitere Informationen und Downloads
www.soziales.sachsen.de > Investitionsprogramm Barrierefreies Bauen 2018
– Sicherstellung/schue –