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Mentor sein - Nachfolger finden

Dipl.-Med. Axel Stelzner, Facharzt für Allgemeinmedizin mit eigener Praxis in Lichtentanne, betreut seit mehreren Jahren Medizinstudenten in seiner Praxis und war bereit, der KV Sachsen ein Interview über seine Tätigkeit als Mentor für die angehenden Allgemeinmediziner zu geben.

Herr Stelzner, Sie betreuen in Ihrer hausärztlichen Praxis in Lichtentanne sowohl Studenten des Modellprojekts „Studieren in Europa“ als auch Stipendiaten des Sächsischen Hausarztstipendiums. Wie gestaltet Ihre Praxis die Patenschaftstage?

Die Studenten erleben den normalen Praxisalltag, also Sprechstunde, Besuche im häuslichen Umfeld oder im Pflegeheim, z. B. auch mit kompletter ärztlicher Versorgung von geriatrischen oder Palliativpatienten, Konsile mit Kollegen, Büroarbeit einschließlich meiner Strategien, mit Bürokratie möglichst rationell umzugehen.

Können die Studenten Sie im Praxisalltag aktiv unterstützen und wenn ja, welche Tätigkeiten dürfen sie verrichten?

Die Studenten können im hausärztlichen Arbeitsalltag reichlich Erfahrungen sammeln, z. B. beim Erheben von Anamnesen, bei klinischen, EKG-, Spirometrie-, Sonografie-, Akut- und häufigen Routinelaboruntersuchungen, bei der Bewertung der Ergebnisse, der Initiierung weiterer diagnostischer und therapeutischer Maßnahmen oder Durchführung letzterer, z. B. bei Herz-Kreislauf-, Atemwegs-, Magen-Darm-, orthopädischen oder Stoffwechselkrankheiten mit regelmäßiger und je nach Ausbildungsstand mehr oder weniger umfangreicher gemeinsamer Auswertung. Um Zeitdruck zu vermeiden, steht dafür ein zum sonstigen Praxisbetrieb zusätzliches, voll ausgestattetes Sprechzimmer zur Verfügung. Fragen seitens der angehenden Kollegen vereinfachen es natürlich, Probleme zu erkennen und gezielt darauf einzugehen. Auch Techniken wie z. B. Venenpunktionen zu Blutentnahme-, Injektions- oder Infusionszwecken können erlernt oder gefestigt werden.

Ziele der Förderprogramme sind, die angehenden Ärzte an den Fachbereich Allgemeinmedizin sowie langfristig an ländliche Regionen Sachsens zu binden. Sind Sie der Meinung, dass dies durch die Patenschaftstage erreicht werden kann?

Ja natürlich, wenn der Student spürt, dass die Arbeit trotz mancher Probleme, wie z. B. der Bürokratie, auch seinem Mentor Erfüllung gibt.

Wie reagieren Ihre Patienten auf die Praktikanten?

Anfangs wähle ich natürlich ausreichend gesprächige, kooperative und verständnisvolle Patienten aus. Im weiteren Verlauf tritt dies allmählich in den Hintergrund. Wenn der Patient spürt, dass der Student engagiert ist und zunehmend geschickt und souverän agiert, lösen sich gelegentliche anfängliche Vorbehalte schnell in Wohlgefallen auf.

Wie ist das Feedback der Stipendiaten nach Abschluss des jährlichen Praktikums?

Das fragen Sie die Studenten am besten selbst. Mit einem Praktikanten pro Semesterferien im Sommer habe ich mal angefangen. In diesem Jahr sind es drei.

Zu erwähnen sind an dieser Stelle auch unbedingt die Famulaturbörsen sowohl der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen als auch der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, auf denen Kollegen mit entsprechenden Angeboten ihrer Verbundenheit zum ärztlichen Nachwuchs Ausdruck geben können.

Würden Sie anderen Praxen empfehlen, auch Patenschaftspraxis zu werden?

Ja, selbstverständlich. Sicher kostet es etwas Kraft, aber das wird durch die Freude, welche die Arbeit mit den angehenden jungen Kollegen bereitet, allemal aufgewogen. Ich denke zwar jetzt noch nicht an den eigenen Ruhestand, aber in vielleicht zehn oder noch ein paar mehr Jahren könnte es doch der Fall sein. Dann bin ich ganz zuversichtlich, unter meinen betreuten Studenten einen Nachfolger zu finden.

                                                                                        – Sicherstellung/fr –

Patenschaftspraxen gesucht!

Im Rahmen der Nachwuchsförderprogramme „Sächsisches Hausarztstipendium“ und „Studieren in Europa“ sollen Medizinstudenten die Hausarzttätigkeit kennenlernen.

Die Stipendiaten des Sächsischen Hausarztstipendiums wie auch die Teilnehmer des Modellprojekts „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ sind verpflichtet, jährlich an 24 bzw. 12 Tagen in einer sächsischen Hausarztpraxis außerhalb des Großstadtbereichs zu hospitieren. Durch die regelmäßige Hospitation in den hausärztlichen Patenschaftspraxen sollen die Stipendiaten bereits während des Studiums die Hausarzttätigkeit kennenlernen und erste praktische Erfahrungen sammeln können.

Mit dem „Sächsischen Hausarztstipendium“ werden jährlich 20 Medizinstudenten gefördert, die an einer deutschen Hochschule immatrikuliert sind und sich verpflichten, nach Studienabschluss Hausarzt in einer ländlichen Region Sachsens zu werden. Sie erhalten ein monatliches Stipendium in Höhe von 1.000 Euro für die Dauer der Regelstudienzeit. Finanziert wird das Stipendium vom Sächsischen Staatsminis-terium für Soziales und Verbraucherschutz, die Umsetzung erfolgt durch die KV Sachsen.

Auch die KV Sachsen fördert junge Nachwuchsmediziner, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken. Im Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ werden jeweils 20 Studenten pro Studienjahr gefördert, die das deutschsprachige Medizinstudium an der Universität Pécs in Ungarn aufnehmen. Ihnen werden die Studiengebühren für die Dauer der Regelstudienzeit finanziert. Im Gegenzug verpflichten sich die geförderten Studenten, für mindestens fünf Jahre als Hausarzt in Sachsen außerhalb des Großstadtbereichs tätig zu sein.

Da pro Jahrgang in beiden Nachwuchsprogrammen jeweils 20 Studierende gefördert werden, suchen jedes Jahr 40 neue Stipendiaten eine Patenschaftspraxis. Wenn Sie Interesse haben, als Mentor/in zukünftig die Ausbildung angehender Hausärzte zu unterstützen, würde sich die KV Sachsen freuen, Sie als Patenschaftspraxis in ihr Verzeichnis aufnehmen zu können.

Erfüllt Ihre Praxis die angegebenen Voraussetzungen, wird sie in die Liste der anerkannten Patenschaftspraxen des Sächsischen Hausarztstipendiums und des Modellprojekts „Studieren in Europa“ aufgenommen. Die Liste wird den teilnehmenden Studierenden zur Verfügung gestellt, damit diese direkt Kontakt zu einer Praxis aufnehmen können, mit der sie eine Patenschaft eingehen möchten.

Besonders in den ländlichen Regionen Sachsens ist der Mangel an Hausärzten groß. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Bekanntermaßen liegt die geringe Attraktivität hauptsächlich an der unzureichenden Kenntnis der abwechslungsreichen und anspruchsvollen Tätigkeit der Allgemeinmediziner. Außerdem zieht es viele Medizinstudenten nach Studienabschluss in die Großstädte, da sie während des Studiums nur wenige Praktika im ambulanten Bereich absolviert und kaum die hausärztliche Tätigkeit auf dem Land kennen gelernt haben. Um die Chance nicht zu verpassen, junge Medizinstudenten für den ländlichen Raum zu begeistern und sich eventuell den eigenen Nachwuchs/Praxisnachfolger heranzuziehen, ist die Betreuung von Studenten im Rahmen von Famulaturen sowie durch Übernahme einer Patenschaft in o. g. Nachwuchsförderprogrammen eine sehr gute Möglichkeit.

www.kvsachsen.de > Ärztlicher Nachwuchs > Abiturienten und Medizinstudenten

Informationen und Downloads:


                                                                                              – Sicherstellung/fr –

Informationsveranstaltungen von „Studieren in Europa"

Das Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“ wird im Studienjahr 2018/19 fortgeführt. Es werden erneut 20 Studienplätze an der Universität Pécs zur Förderung ausgeschrieben.

Interessenten können sich zu den folgenden Terminen über die Förderbedingungen und die Bewerbungsmodalitäten informieren:

  • Freitag, den 3. November 2017, 16:00 – 17:30 Uhr
    in der KV Sachsen Bezirksgeschäftsstelle Dresden

    Schützenhöhe 12, 01099 Dresden
    Anmeldung unter: sicherstellung.dresden@kvsachsen.de
  • Freitag, den 17. November 2017, 16:00 – 17:30 Uhr
    in der KV Sachsen Bezirksgeschäftsstelle Leipzig

    Braunstraße 16, 04347 Leipzig
    Anmeldung unter: sicherstellung.leipzig@kvsachsen.de
  • Freitag, den 24. November 2017, 16:00 – 17:30 Uhr
    in der KV Sachsen Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz

    Carl-Hamel-Straße 3, 09116 Chemnitz
    Anmeldung unter: sicherstellung.chemnitz@kvsachsen.de 

Informationen und Anmeldung:

www.kvsachsen.de > Ärztlicher Nachwuchs > Abiturienten und Medizinstudenten > Modellprojekt „Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen“

E-Mail: studieren-europa@kvsachsen.de

                                                                                - Sicherstellung/fr -