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Dr. med. Andreas Herzfeld, FA für Innere Medizin in Leipzig: Flaggen und Kennzeichen als Entspannung zum Berufsalltag

Im WM-Jahr 2006 herrschte in Deutschland bekanntlich Fußball-Euphorie. Ob er es gut findet, dass so viele Menschen mit der deutschen Flagge herumlaufen, wollten die Medien damals von Dr. Andreas Herzfeld wissen. „Ich habe ja gesagt“, erinnert sich der in Leipzig niedergelassene hausärztliche Internist, der als ausgewiesener Experte für alles gilt, was Flaggen und Kennzeichen betrifft.
Hang zu alten Akten und Archiven
Für Flaggentafeln und ähnliches interessierte sich Andreas Herzfeld schon als Kind. Den Anstoß, sich auf wissenschaftlicher Basis mit der deutschen Flaggengeschichte zu beschäftigen, gab die Arbeit. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, einer Dermatologin, führt der 49-jährige seit 1992 eine fachübergreifende Gemeinschaftspraxis in Leipzig-Grünau. Er ist sehr gerne Arzt, aber: „Die Praxis wächst einem schon mal über den Kopf. Meine Hobbys sehe ich als Entspannung zum Berufsalltag.“ Sein Weg führte ihn seit den 90igern zunehmend in Archive, um nach alten Flaggenverordnungen zu suchen. „Ich erhole mich am besten, wenn ich in alten Akten und Archiven wühle“, sagt der Mediziner.
Mindestens 30 Prozent Ärzte
Es reihte sich ein Projekt an das andere, z. B. „Flaggen der deutschen Kolonien“ oder „Flaggen der internationalen Sportorganisationen“. 1995 gründete Dr. Herzfeld mit Gleichgesinnten die „Deutsche Gesellschaft für Flaggenkunde“, einen gemeinnützigen Verein, der die Erforschung, Förderung und Pflege der Flaggenkunde (Vexillologie) betreibt. Von 1997 bis 2007, solange es zeitlich irgendwie ging, agierte der niedergelassene Arzt als Vorsitzender. Die „Flaggenkundler“ treffen sich aller zwei Jahre zu ihrem internationalen Kongress.
Für den damaligen Vorsitzenden und seine Mitstreiter war es ein besonderes Erlebnis, die 22.Tagung 2007 in Berlin ausrichten zu dürfen. „Es waren Gäste aus 40 Ländern da. Simbabwe, Israel, erstmalig China und viele Andere“, blickt der Hobbyvexillologe gern zurück. Auf den Kongressen referiert der Leipziger regelmäßig („Flaggen im Weltraum“ war eines seiner Themen) und kann stets viele Berufskollegen begrüßen, denn „mindestens 30 Prozent der Teilnehmer sind Ärzte.“
Hobby per Zufallsprodukt
Bei der Forschung an einem Flaggenthema stieß Dr. Andreas Herzfeld auf Zulassungslisten über die Verteilung von Kfz-Kennzeichen in den besetzten Gebieten und fand es spannend. Quasi per Zufallsprodukt entdeckte er so ein zweites interessantes Hobby für sich. Die besagten Listen kannten nicht einmal die Engländer, die regelmäßig einen Weltführer für Kraftfahrzeugkennzeichen herausgeben. Dr. Herzfeld konzipierte ein eigenes Buch, weil auch in seinem Heimatland bisher noch niemand darüber geschrieben hatte. Inzwischen blickt er auf 6 Jahre Forschung und mittlerweile 3 Auflagen des umfangreichen Werkes „Die Geschichte der deutschen Kfz-Kennzeichen zurück.“ Dort kann sich der interessierte Leser über die „Einführung von eigenen Kennzeichen für Reichspost und Reichswehr 1923“ und zahlreiche weitere Details aus der Historie informieren.
Promotion hilfreich für die Hobbys

Von seinen beiden Hobbys ist mal das eine oder das andere die Nr. 1. Immer kommt es auf die gute Kommunikation mit Kollegen, Sammlern, Museen (z. B. gibt es ein Nummernschildmuseum in Großolbersdorf bei Zwickau) oder Archiven an und vor allem auf saubere Recherchen. „Mir hat geholfen, dass ich schon bei meiner Promotion wissenschaftlich arbeiten musste“, sagt der Mediziner. Bei seinen Publikationen möchte der Buchautor Geschichte aufzeigen, „aber ein Traum ist es natürlich immer, alles so komplett wie möglich zu haben.“
Vom Hauptquartier seiner Majestät
Wie viel Flaggen oder gar Kennzeichen es eigentlich gibt, vermag selbst der Experte nicht zu sagen. „Nimmt man nur die Länder oder so große Gebiete wie Bundesländer, gehen viele Fachleute von mindestens 10.000 Flaggen aus, manche sprechen von 30.000.“ Dr. Herzfeld verweist darüber hinaus auf Zollflaggen, Lotsenflaggen und vieles mehr – eine fast unendliche Geschichte. Kein Wunder, dass der Doktor immer wieder auf neue interessante Objekte stößt. Faszinierend findet er z. B. die Geschichte der Flaggen in den ehemaligen deutschen Kolonien, weil sie forschungsmäßig weitgehend noch einen weißen Flecken darstellt. Sein (von ihm selbst wieder entdecktes) „Lieblingskennzeichen“ stammt vom Hauptquartier seiner Majestät Kaiser Wilhelm II.
Trotz aller Begeisterung für Flaggen und Kennzeichen rangiert für Dr. med. Andreas Herzfeld seine Arbeit als Arzt im Praxisteam, zu dem neben seiner Ehefrau noch insgesamt 7 Mitarbeiterinnen gehören, eindeutig der Beruf vor den Hobbys. Seine Familie, zu der auch 2 inzwischen erwachsene Kinder gehören, teilt seine Freizeitleidenschaft nicht, toleriert sie aber verständnisvoll. Immerhin begleitet Frau Dipl.-Med. Herzfeld ihren Mann gern zu den Kongressen, wobei der nächste 2009 in Japan stattfindet. „Wir hängen dann immer noch ein bisschen Urlaub dran und schauen uns Land und Leute an“, verrät Dr. Herzfeld.
– Öffentlichkeitsarbeit/ks –